Provided by: manpages-de_4.27.0-1_all bug

BEZEICHNUNG

       thinkfan.conf.legacy - alte, abwärtskompatible Konfigurationssyntax für thinkfan(1)

BESCHREIBUNG

       Die  Thinkfan-Konfigurationsdatei  spezifiziert  eine  oder  mehrere  Temperatureingaben,  genau einen zu
       steuernden Lüfter und die Lüfterstufen. Eine Lüfterstufe weist Ober- und Untergrenzen der Temperatur eine
       bestimmte Lüftergeschwindigkeit zu. Wenn die Temperatur die Obergrenze erreicht, wird  zur  nächsthöheren
       Lüfterstufe  gewechselt,  analog  dazu  zur nächstniederigeren Lüfterstufe, wenn die Temperatur unter die
       Untergrenze fällt. Die  Temperaturgrenzen  können  entweder  als  einzelner  Wert  (im  einfachen  Modus)
       angegeben  werden oder aus mehreren Werten bestehen (im komplexen Modus). Im einfachen Modus wird nur die
       höchste aller bekannten Temperaturen mit den Werten für die Ober- und Untergrenze  verglichen.  Wenn  Sie
       über  Geräte mit sehr unterschiedlichen Temperatur-Arbeitsbereichen verfügen (zum Beispiel CPUs gegenüber
       mechanischen Festplatten), sollten Sie Korrekturwerte angeben, um deren Temperaturbereiche  anzugleichen,
       oder  besser  den  komplexen  Modus verwenden. Im komplexen Modus werden die Ober- und Untergrenzen jeder
       Lüfterstufe für jeden Temperatursensor individuell angegeben. Thinkfan wechselt  dann  zur  nächsthöheren
       Lüfterstufe,  wenn  eine  der  Obergrenzen erreicht ist, und zur nächstniedrigeren Lüfterstufe, wenn alle
       Temperaturen unter ihre entsprechenden Untergrenzen gefallen sind.

TEMPERATURSENSOREN

       In einer Konfigurationsdatei können mehrere Sensor-Schlüsselwörter kombiniert  werden,  aber  denken  Sie
       daran,  dass  im komplexen Modus die Reihenfolge hinsichtlich der Unter- und Obergrenzen der Lüfterstufen
       relevant  ist.  Falls  beispielsweise  /proc/acpi/ibm/thermal  16  Temperaturen  enthält  und  Sie  einen
       hwmon-Sensor  nach der tp_thermal-Anweisung angeben, wird der hwmon-Sensor die 17. Temperatur. Nach jedem
       Sensorpfad kann optional ein Korrekturwert angegeben werden. Dieser Wert, der  auch  negativ  sein  kann,
       wird  stets  zur  der  aus  dem  Sensor  ausgelesenen Temperatur addiert. Korrekturwerte sollten Sie dann
       angeben,   wenn   Sie   den   einfachen   Modus   mit   Komponenten   verwenden,   die   unterschiedliche
       Temperatur-Arbeitsbereiche  haben,  wie  beispielsweise  Festplatten  und  CPUs.  Beachten  Sie, dass der
       komplexe Modus im  Allgemeinen  die  bessere  Lösung  ist,  da  Sie  dadurch  die  volle  Kontrolle  über
       Lüfterstufen  und  Temperaturbereiche  für  jeden  Sensor haben, anstatt einfach nur einen festen Wert zu
       addieren, um die Temperaturbereiche anzugleichen.

       tp_thermal /proc/acpi/ibm/thermal [ (Korrekturwert) ]
              Verwendet   die   vom   Kernelmodul   thinkpad_acpi   auf   älteren   Thinkpads   bereitgestellten
              Temperatursensoren. Diese befinden sich normalerweise in /proc/acpi/ibm/thermal, daher wird dieses
              Schlüsselwort kaum mit anderen Pfaden verwendet werden. Diese Datei enthält üblicherweise 8 bis 16
              Temperaturen,  wobei  einige  davon für entfernbare Hardware reserviert sein können oder überhaupt
              nicht verwendet werden. Ungenutzte Temperatur-Slots enthalten immer den Wert -128. Da diese  Datei
              alle  Temperaturen  enthält,  die  das  Modul  thinkpad_acpi  kennt,  darf  es  nur  eine  einzige
              tp_thermal-Anweisung in einer Konfigurationsdatei geben.

       hwmon sysfs-Pfad [ (Korrekturwert) ]
              Verwendet eine standardmäßige Hwmon-Temperatureingabe, wie sie von allen Arten von  Kerneltreibern
              bereitgestellt  werden  könnte.  Der sysfs-Pfad ist üblicherweise eine Datei namens »temp*_input«,
              irgendwo unter /sys, so  dass  sie  beispielsweise  mit  dem  Befehl  »find  /sys  -type  f  -name
              "temp*_input"«  danach suchen können. Jede dieser Dateien enthält eine Temperatur, so dass Sie für
              jedes Gerät, dessen Temperatur Sie steuern wollen, eine hwmon-Anweisung hinzufügen müssen.

       atasmart Gerätepfad [ (Korrekturwert) ]
              HINWEIS: Dies ist nur verfügbar, wenn bei der Kompilierung  von  thinkfan  USE_ATASMART  aktiviert
              wurde.

              Liest  die  Temperatur mittels S.M.A.R.T. direkt aus einer Festplatte. Siehe auch die Option -d in
              thinkfan(1), welche verhindert, dass Thinkfan schlafende (mechanische)  Festplatten  aufweckt,  um
              deren Temperatur auszulesen.

       nv_thermal PCI-Bus-Kennung [ (Korrekturwert) ]
              HINWEIS: Dies ist nur verfügbar, wenn bei der Kompilierung von thinkfan USE_NVML aktiviert wurde.

              Liest  die  Temperatur  einer  nVidia-Grafikkarte  aus dem proprietären nVidia-Grafiktreiber. Dies
              funktioniert mit dem quelloffenen Nouveau-Treiber nicht, das  es  spezifisch  von  libnvidia-ml.so
              abhängt,  welches  üblicherweise  mit  dem  binären  nVidia-Treiber installiert wird. Die korrekte
              PCI-Bus-Kennung kann beispielsweise mit lspci ermittelt werden: »lspci | grep -i vga«. Die meisten
              quelloffenen Grafiktreiber (Radeon, Nouveau, möglicherweise noch weitere) können  stattdessen  mit
              dem vorstehend beschriebenen Schlüsselwort hwmon verwendet werden.

LÜFTER

       Gegenwärtig  kann  Thinkfan  nicht  mehrere  Lüfter  gleichzeitig steuern. Theoretisch können Sie mehrere
       Instanzen des Programms simultan ausführen (mit mehreren Konfigurationsdateien),  um  mehrere  Lüfter  zu
       steuern,  aber dazu muss der GEFÄHRLICHE Modus aktiviert werden und die meisten Init-Skripte werden nicht
       mehr funktionieren. Es gilt als Fehler,  wenn  mehrere  Lüfterzuordnungen  in  einer  Konfigurationsdatei
       enthalten sind.

       tp_fan /proc/acpi/ibm/fan
              Verwendet  die  vom  Kernelmodul  thinkpad_acpi  bereitgestellte  Lüftersteuerung, welches mit der
              Option fan_control=1 geladen werden muss. Der Pfad wird vom  Kernelmodul  thinkpad_acpi  definiert
              und  wird sich kaum ändern. Neben den Lüfterstufen von 0 bis 7 werden auch die Modi disengaged und
              auto unterstützt.

              Der Modus auto überlässt die Lüftersteuerung der Firmware, so dass dies  als  ein  »Standardmodus«
              aufgefasst  werden  kann,  der  das  Lüfterverhalten  nicht  beeeinflusst.  Dies  ist zum Beispiel
              nützlich, wenn Sie lediglich das Lüfterverhalten bei hohen und/oder niedrigen Temperaturen steuern
              wollen.

              Der Modus disengaged oder full-speed deaktiviert effektiv die Drehzahlbegrenzung des Lüfters.  Die
              Lüftergeschwindigkeit  steigt  langsam  an,  bis  der Lüfter die maximale elektrische Leistung des
              eingebetteten Controllers nutzt. Verwenden Sie dies nur, um eine potenziell schädliche Überhitzung
              zu verhindern, da der Lüfter außerhalb seiner Spezifikationen betrieben wird,  was  zum  schnellen
              Verschleiß der Lager führen kann.

       pwm_fan sysfs-Pfad
              Steuert  einen  sysfs-PWM-Lüfter. Viele Hwmon-Treiber, die eine »temp*_input«-Datei bereitstellen,
              ermöglichen auch eine Lüftersteuerung, wobei es auch Treiber geben kann, die entweder zum Auslesen
              von Temperaturen oder zur Lüftersteuerung dienen. Sie können beispielsweise mit »find /sys -type f
              -name "pwm?"« nach einer PWM-Steuerdatei suchen. Beachten  Sie,  dass  mit  PWM  die  Lüfterstufen
              üblicherweise im Bereich von 0 bis einschließlich 255 liegen, wobei es neben einer Datei pwm1 auch
              pwm1_min  und  pwm1_max  geben  kann,  in denen andere (weiche oder empfohlene?) Grenzen für einen
              bestimmten Lüfter angegeben werden.

LÜFTERSTUFEN

       Die Definition der Lüfterstufen ist das Herzstück der Konfigurationsdatei. Hier verwenden Sie  die  zuvor
       definierten  Temperatureingaben,  um  die Unter- und Obergrenzen der Lüftergeschwindigkeiten festzulegen.
       Sie dürfen einfache Lüfterstufen nicht mit komplexen Lüfterstufen mischen. Die  allgemeine  Syntax  einer
       einfachen Lüfterstufe lautet wie folgt:

              ( Lüfterstrufe [,] Untergrenze [,] Obergrenze )

       Die Lüfterstufe ist entweder ein numerischer Wert (0-7 oder 0-255, abhängig davon, ob ein tp_fan oder ein
       pwm_fan  verwendet wird) oder eine in Anführungszeichen (") stehende Zeichenkette. Bei der Verwendung von
       tp_fan hat die Angabe von 0 den gleichen Effekt wie "level 0". Zusätzlich zu den numerischen Lüfterstufen
       unterstützt tp_fan auch "level auto" und "level disengaged" oder "level full-speed".  Die  Bedeutung  ist
       weiter  oben  beschrieben. Das Format der Untergrenze und Obergrenze hängt davon ab, ob Sie den Einfachen
       Modus oder den Komplexen Modus verwenden wollen.

   Einfacher Modus
       Im  einfachen  Modus  werden  die  Obergrenze  und  die  Untergrenze  einer  Lüfterstufe  als   einzelner
       Temperaturwert  angegeben.  Beide  werden nur mit der höchsten in allen eingerichteten Temperatursensoren
       gefundenen Temperatur verglichen. Die Verwendung dieses Operationsmodus ist beispielsweise sinnvoll, wenn
       alle gelesenen Temperaturen aus direkt auf der Leiterplatte eines Mehrkernprozessors  verbauten  Sensoren
       stammen.  Die  Lüftergeschwindigkeit  wirkt  sich  gleichermaßen  auf alle diese Temperaturen aus, da die
       Wärmeabfuhr thermisch untereinander gekoppelt ist; daher können  alle  Temperaturen  außer  der  höchsten
       vernachlässigt   werden.   Als   Faustregel   gilt,   dass   Sie   bei  über  mehrere  Geräte  verteilten
       Temperatursensoren den komplexen Modus verwenden oder wenigstens mit  Korrekturwerten  die  verschiedenen
       optimalen Temperaturbereiche aneinander angleichen sollten.

   Komplexer Modus
       Im  komplexen  Modus  sind  die  Untergrenze  und die Obergrenze Listen von Temperaturen, deren Länge der
       Anzahl der von Thinkfan lesbaren Temperaturen entsprechen muss. Jeder Bereich muss  in  Klammern  gesetzt
       werden,  wobei die einzelnen Werte durch Kommata oder Leerzeichen getrennt werden. Die spezifische Syntax
       einer Lüfterstufe im komplexen Modus lautet wie folgt:

              { Lüfterstufe
              ( Untergrenze-1 [Untergrenze-2 …] )
              ( Obergrenze-1 [Obergrenze-2 …] )
              }

       Die  optionalen  Kommata  wurden  hier  zwecks  besserer  Lesbarkeit  weggelassen;  außerdem  können  die
       geschweiften  Klammern  durch  runde  Klammern  ersetzt  werden. Beachten Sie, dass es nicht möglich ist,
       einfache und komplexe Lüfterstufen zu mischen.

       Der komplexe Modus ist als Operationsmodus generell zu bevorzugen, da Sie damit exakt angeben können, was
       der Lüfter tun muss, um jede Komponente in ihrem spezifischen Temperaturbereich zu halten.

SIEHE AUCH

       thinkfan(1)

       Die     mit     dem     Quellcode     gelieferten     Beispielkonfigurationen     sind      auch      auf
       https://github.com/vmatare/thinkfan/tree/master/examples verfügbar.

ÜBERSETZUNG

       Die  deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com>
       erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder  neuer
       bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn  Sie  Fehler  in  der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte eine E-Mail an die
       Mailingliste der Übersetzer: debian-l10n-german@lists.debian.org.

thinkfan 1.3.1                                    9. April 2020                          THINKFAN.CONF.LEGACY(5)