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BEZEICHNUNG

       thinkfan.conf - YAML-formatierte Konfigurationsdatei für thinkfan(1)

BESCHREIBUNG

       YAML  ist  eine  sehr  mächtige  und  prägnante  Notierung  für  strukturierte Daten. Dessen vollständige
       Spezifikation finden Sie auf https://yaml.org/spec/1.2/spec.html.  thinkfan  verwendet  nur  eine  kleine
       Teilmenge der YAML-Syntax, daher ist es für Benutzer zwar hilfreich, aber nicht zwingend notwendig, einen
       Blick auf die Spezifikation zu werfen.

       Am erwähnenswertesten ist, dass Einrückungen syntaktisch bedeutsam sind. Insbesondere sollten Tabulatoren
       und  Leerzeichen nicht gemischt verwendet werden. Wir empfehlen eine Einrückung von zwei Leerzeichen, wie
       nachfolgend gezeigt.

       Die Konfiguration von thinkfan besteht aus drei Hauptabschnitten:

       sensors:   Gibt an, woraus Temperaturen gelesen werden  sollen.  Alle  Treiber  im  hwmon-Stil  und  auch
                  /proc/acpi/ibm/thermal  werden unterstützt. Außerdem werden libatasmart (zum direkten Auslesen
                  der Temperaturen von Festplatten) und NVML (über den proprietären Nvidia-Treiber) unterstützt,
                  wobei beides von den Optionen beim Kompilieren von thinkfan abhängig ist.

       fans:      Gibt an, welche Lüfter verwendet werden  sollen  (gegenwärtig  ist  nur  einer  erlaubt).  Die
                  Unterstützung  für  mehrere  Lüfter  befindet sich bereits in der Entwicklung und ist für eine
                  zukünftige  Veröffentlichung  geplant.  Sowohl  PWM-Steuerungen   im   hwmon-Stil   als   auch
                  /proc/acpi/ibm/fan können verwendet werden.

       levels:    Weist  die Temperaturen den Lüftergeschwindigkeiten zu. Eine »einfache Zuweisung« ordnet einer
                  angegebenen Lüftergeschwindigkeit nur eine Temperatur als Unter- bzw. Obergrenze  zu.  In  der
                  »detaillierten  Zuweisung«  werden  die  Ober-  und  Untergrenzen  für  jeden  unter  sensors:
                  konfigurierten Treiber/Sensor zugeordnet. Dieser Modus sollte verwendet werden, wenn  thinkfan
                  mehrere Geräte überwacht, die unterschiedliche Temperaturwerte tolerieren können.

       In  jedem  dieser  Abschnitte  muss  eine  Liste  aus Schlüssel-Wert-Zuordnungen stehen, wobei jede einen
       Sensortreiber, einen Lüftertreiber oder eine Zuordnung der Lüftergeschwindigkeit konfiguriert.

SENSOREN UND LÜFTERTREIBER

       Damit thinkfan arbeiten kann,  muss  es  darüber  informiert  sein,  welche  Tenperatorsensortreiber  und
       Lüftertreiber    es   verwenden   soll.   Die   Zuordnung   der   auszulesenden   Temperaturen   zu   den
       Lüftergeschwindigkeiten ist in einem separaten Konfigurationsabschnitt angegeben (siehe den nachfolgenden
       Abschnitt LÜFTERGESCHWINDIGKEITEN).

   Sensor-Syntax
       Die Einträge im Abschnitt sensors: können hwmon-, thinkpad_acpi-, NVML-  oder  atasmart-Treiber  angeben,
       wobei  die  beiden  Letztgenannten  bereits  beim  Kompilieren von thinkfan aktiviert werden müssen. Jede
       beliebige Zahl (größer als 0) und eine Kombination aus hwmon-, tpacpi-, nvml- und atasmart-Einträgen  ist
       erlaubt. Jedoch darf höchstens ein tpacpi-Eintrag vorhanden sein.

       sensors:
         - hwmon: hwmon-Pfad
           name: hwmon-Name
           indices: Indexliste
           correction: Korrekturliste
           optional: boolesche-erlaubte-Fehler

       - tpacpi: /proc/acpi/ibm/thermal
           indices: Indexliste
           correction: Korrekturliste
           optional: boolesche-erlaubte-Fehler

         - nvml: nvml-Buskennung
           correction: Korrekturliste
           optional: boolesche-erlaubte-Fehler

         - atasmart: Platten-Gerätedatei
           correction: Korrekturliste
           optional: boolesche-erlaubte-Fehler

         -Lüfter-Syntax
       Gegenwärtig  unterstützt thinkfan nur einen einzigen Lüfter, daher kann es nur einen Eintrag in der Liste
       geben. Die Unterstützung für mehrere Lüfter ist derzeit  in  der  Entwicklung  und  für  eine  zukünftige
       Veröffentlichung geplant. Der Lüfter ist entweder ein hwmon-Lüfter:

       fans:
         - hwmon: hwmon-Pfad
           name: hwmon-Name
           indices: Indexliste

       oder ein tpacpi-Lüfter:

       fans:
       - tpacpi: /proc/acpi/ibm/fan

   Werte
       hwmon-Pfad  Es gibt drei Möglichkeiten, Hwmon-Lüfter oder Sensoren anzugeben:

               1)  Ein     vollständiger    Pfad    zu    einer    »temp*_input«-    oder    »pwm*«-Datei    wie
                   »/sys/class/hwmon/hwmon0/pwm1« oder  »/sys/class/hwmon/hwmon0/temp1_input«.  In  diesem  Fall
                   sind die Einträge »indices: Indexliste« und »name: hwmon-Name« überflüssig, da der Pfad einen
                   bestimmten Lüfter oder Sensor eindeutig angibt.

                   Beachten Sie, dass diese Methode Probleme verursachen kann, wenn sich die Ladereihenfolge der
                   Treiber  nach Neustarts ändert, da sich das X im Ordnernamen »hwmonX« auf die Ladereihenfolge
                   bezieht. Verwenden Sie Methode 2) oder 3), um dieses Problem zu vermeiden.

               2)  Ein   Verzeichnis,   das   einen   spezifischen   Hwmon-Treiber   enthält,    zum    Beispiel
                   »/sys/devices/platform/nct6775.2592«.  Beachten  Sie,  dass  dieser  Pfad  nicht  das von der
                   Ladereihenfolge abhängige Verzeichnis »hwmonX« enthält. Solange hier nur  ein(e)  einzelne(r)
                   Hwmon-Treiber/-Schnittstelle  enthalten ist, reicht es aus, den Eintrag »indices: Indexliste«
                   anzugeben, woraus thinkfan die aus dieser Schnittstelle zu  verwendenden  Sensoren  entnehmen
                   kann. Der Eintrag »name: hwmon-Name« ist nicht erforderlich.

               3)  Ein   Verzeichnis,  das  mehrere  oder  alle  Hwmon-Treiber-Einträge  enthält,  zum  Beispiel
                   »/sys/class/hwmon«. Hier sind  sowohl  »name:  hwmon-Name«  als  auch  »indices:  Indexliste«
                   erforderlich,  um  thinkfan über die aus diesem Pfad zu verwendende Schnittstelle und die aus
                   dieser Schnittstelle zu verwendenden Sensoren oder Lüfter zu informieren.

       hwmon-Name  Der Name der Hwmon-Schnittstelle, der üblicherweise in einer Datei »name« zu finden ist. Dies
                   muss immer dann angegeben werden, wenn hwmon-Pfad ein Basispfad ist, in  dem  mehrere  Hwmons
                   enthalten  sind.  Diese  Methode zur Angabe von Sensoren ist insbesondere dann nützlich, wenn
                   sich der vollständige Pfad zu einem bestimmten Hwmon nach einem Neustart des  Systems  ändern
                   kann, beispielsweise aufgrund einer anderen Ladereihenfolge der Treibermodule.

       Indexliste  Eine  YAML-Liste  [  X1, X2,], die angibt, welche Sensoren beziehungsweise welcher Lüfter
                   aus einer angegebenen Schnittstelle verwendet werden soll. Sowohl /proc/acpi/ibm/thermal  als
                   auch  viele Hwmon-Schnittstellen enthalten mehrere Sensoren und nicht alle davon sind für die
                   Lüftersteuerung von Bedeutung.

                •  Dies ist für hwmon-Einträge erforderlich,  falls  der  hwmon-Pfad  nicht  auf  eine  einzelne
                   »tempXi_input«-Eingabedatei  zeigt,  sondern  auf  ein Verzeichnis, welches eine oder mehrere
                   Dateien enthält. In diesem Fall gibt die Indexliste das Xi an,  dass  in  den  Eingabedateien
                   »tempXi_input«   verwendet   werden   sollte.  Eine  Hwmon-Schnittstelle  darf  auch  mehrere
                   PWM-Steuerungen für Lüfter enthalten, so dass die  Indexliste  in  diesem  Fall  genau  einen
                   Eintrag enthalten muss.

                •  Für  tpacpi-Sensoren  ist  dieser Eintrag optional. Falls er weggelassen wird, werden alle in
                   /proc/acpi/ibm/thermal enthaltenen Temperaturen verwendet.

       nvml-Buskennung
                   HINWEIS: Dies ist nur verfügbar, wenn bei der Kompilierung von  thinkfan  USE_NVML  aktiviert
                   wurde.

                   Die  PCI-Buskennung  einer nVidia-Grafikkarte, die mit dem proprietären nVidia-Treiber läuft.
                   Diese kann mit dem Befehl »lspci | grep -i vga«  ermittelt  werden.  Üblicherweise  verwenden
                   nVidia-Karten  den  quelloffenen  noveau-Treiber, der stattdessen Hwmon-Sensoren unterstützen
                   sollte.

       Platten-Gerätedatei
                   HINWEIS: Dies ist  nur  verfügbar,  wenn  bei  der  Kompilierung  von  thinkfan  USE_ATASMART
                   aktiviert wurde.

                   Vollständiger  Pfad  zu einer Gerätedatei einer Festplatte, die S.M.A.R.T. unterstützt. Siehe
                   auch die Option -d in thinkfan(1), welche verhindert, dass thinkfan schlafende  (mechanische)
                   Festplatten aufweckt, um deren Temperatur auszulesen.

       Korrekturliste (immer optional)
                   Eine   YAML-Liste,   die   für   jeden  der  vom  angegebenen  Treiber  verwendeten  Sensoren
                   Temperaturkorrekturwerte angibt. Verwenden Sie dies, wenn  Sie  die  Syntax  der  »einfachen«
                   Stufe  verwenden  wollen,  aber  in  Kauf  nehmen,  dass  Sie  dies für Geräte mit geringerer
                   Temperaturbeständigkeit kompensieren müssen. Beachten Sie  jedoch,  dass  die  detailliertere
                   Syntax für gewöhnlich die bessere Wahl mit feineren Einstellmöglichkeiten ist.

       boolesche-erlaubte-Fehler (immer optional, standardmäßig false)
                   Ein Wahrheitswert (yes/no/true/false), der angibt, ob thinkfan Fehlermeldungen beim Lesen aus
                   diesem   Sensor   akzeptieren  soll.  Normalerweise  wird  thinkfan  beendet  und  gibt  eine
                   Fehlermeldung aus, falls das Auslesen der Temperatur aus einem  der  konfigurierten  Sensoren
                   fehlschlägt.  Einen  Sensor  als  optional zu kennzeichnen kann für entfernbare Hardware oder
                   Geräte nützlich sein, die zwecks Energieeinsparung vollständig abgeschaltet werden könnten.

LÜFTERGESCHWINDIGKEITEN

       Der  Abschnitt  levels:  gibt  Lüftergeschwindigkeiten  mit  deren   zugehörigen   Temperaturunter-   und
       -obergrenzen  in  Form einer Liste an. Wenn die Temperatur unter die Untergrenze fällt, wechselt thinkfan
       in die vorherige Stufe und wenn die Obergrenze erreicht ist, in die nächste Stufe.

   Einfache Syntax
       In der einfachen Form wird für eine bestimmte  Lüftergeschwindigkeit  nur  eine  einzige  Temperatur  als
       Unter-  bzw.  Obergrenze angegeben. In diesem Fall werden Untergrenze und Obergrenze nur mit der höchsten
       in allen konfigurierten Sensoren gefundenen Temperaturen verglichen.  Alle  anderen  Temperaturen  werden
       ignoriert.  Dieser  Modus  ist  für  kleine Systeme (wie Laptops) geeignet, wo es nur ein Gerät gibt (zum
       Beispiel die CPU), dessen Temperatur gesteuert werden muss oder wo das nötige  Lüfterverhalten  für  alle
       wärmeerzeugenden Geräte ähnlich genug ist.

       levels:
         - [ Lüftergeschwindigkeit, Untergrenze, Obergrenze ]
         -Detaillierte Syntax
       Dieser  Modus ist für komplexere Systeme mit Geräten geeignet, die verschiedene Temperaturbereiche haben.
       Zum Beispiel können viele moderne CPUs und GPUs dauerhaft mit Temperaturen  über  80°C  umgehen,  während
       eine  Festplatte  nicht  überleben  würde,  wenn sie solche Temperaturen erreicht. Im detaillierten Modus
       werden die Unter- und Obergrenzen der Temperaturen individuell für jeden Sensor angegeben:

       levels:
         - speed: Lüftergeschwindigkeit
           lower_limit: [ l1, l2,]
           upper-limit: [ u1, u2,]
         -Werte
       Lüftergeschwindigkeit
                   Die möglichen Geschwindigkeitswerte sind unterschiedlich, je nachdem,  welcher  Lüftertreiber
                   verwendet wird.

                   Für  einen  hwmon-Lüfter  ist  die  Lüftergeschwindigkeit  ein numerischer Wert von 0 bis 255
                   entsprechend der PWM-Werte, die von den verschiedenen Kerneltreibern akzeptiert werden.

                   Für einen tpacpi-Lüfter in Lenovo-/IBM-ThinkPads und einigen  anderen  Lenovo-Laptops  (siehe
                   SENSOREN  UND LÜFTERTREIBER oben) können numerische Werte und Zeichenketten verwendet werden.
                   Numerische Werte von 0 bis 7 sind zulässig. Die Zeichenkettenwerte  folgen  der  Form  "level
                   Stufen-Kennung",  wobei Stufen-Kennung ein Wert von 0 bis 7, auto, full-speed oder disengaged
                   sein darf. Die numerischen Werte 0  bis  7  entsprechen  den  von  der  Firmware  verwendeten
                   Lüftergeschwindigkeiten,  wobei  die  meisten Firmwares die Stufe 7 nicht verwenden. Der Wert
                   "level auto" überlässt  die  Steuerung  der  Firmware,  was  nützlich  sein  kann,  wenn  das
                   Lüfterverhalten  nur für bestimmte Temperaturbereiche angepasst werden muss (üblicherweise am
                   unteren und oberen Ende des Bereichs). Die Werte "level full-speed"  und  "level  disengaged"
                   sorgen  dafür,  dass der Lüfter nicht mehr durch die Firmware gesteuert wird. Das führt dazu,
                   dass der Lüfter langsam auf ein absolutes Maximum hochfährt, das innerhalb  der  elektrischen
                   Grenzen  erreicht  werden kann. Beachten Sie, dass dies nicht den Spezifikationen des Lüfters
                   entspricht und erhöhten Verschleiß zur Folge haben kann. Es kann dennoch hilfreich  sein,  um
                   thermischer Drosselung entgegenzuwirken.

       l1, l2,u1, u2,  …  Die  Unter-  und  Obergrenzen beziehen sich auf die Sensoren in der gleichen Reihenfolge, wie
                   sie beim Auswerten des sensors:-Abschnitts gefunden werden (siehe SENSOREN UND  LÜFTERTREIBER
                   oben).  Für  den  ersten Eintrag kann die Untergrenze lower_limit und für den letzten Eintrag
                   die Obergrenze upper_limit weggelassen werden. Für alle dazwischen liegenden Stufen muss sich
                   die Untergrenze mit der Obergrenze der vorherigen Stufe  überschneiden,  um  sicherzustellen,
                   dass  der gesamte Temperaturbereich abgedeckt wird und zwischen den Lüfterstufen eine gewisse
                   Nachlaufsteuerung möglich ist.

SIEHE AUCH

       Die thinkfan-Handbuchseite:
       thinkfan(1)

       Beispielkonfigurationen, die mit der Quelldistribution mitgeliefert werden, sind auch hier verfügbar:
       https://github.com/vmatare/thinkfan/tree/master/examples

       Die Dokumentation der Hwmon-Benutzerschnittstelle von Linux:
       https://www.kernel.org/doc/html/latest/hwmon/sysfs-interface.html

       Dokumentation zur thinkpad_acpi-Schnittstelle:
       https://www.kernel.org/doc/html/latest/admin-guide/laptops/thinkpad-acpi.html

FEHLER

       Melden Sie Fehler auf Github:
       https://github.com/vmatare/thinkfan/issues

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Mario Blättermann  <mario.blaettermann@gmail.com>
       erstellt.

       Diese  Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
       bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte  eine  E-Mail  an  die
       Mailingliste der Übersetzer: debian-l10n-german@lists.debian.org.

thinkfan 1.3.1                                    Dezember 2021                                 THINKFAN.CONF(5)