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BEZEICHNUNG

       nfsd - Spezialdateisystem zum Steuern eines Linux-NFS-Servers

ZUSAMMENFASSUNG

       mount -t nfsd nfsd /proc/fs/nfsd

BESCHREIBUNG

       Das  nfsd-Dateisystem  ist  ein  spezielles  Dateisystem,  das  den  Zugriff  auf  einen Linux-NFS-Server
       ermöglicht. Das Dateisystem besteht aus einem einzelnen  Verzeichnis,  welches  eine  Reihe  von  Dateien
       enthält.  Diese  Dateien  sind  tatsächlich  Gateways zum NFS-Server. In Dateien in diesem Dateisystem zu
       schreiben kann sich auf den Server auswirken. Lesen aus diesen Dateien kann Informationen über den Server
       bereitstellen.

       Dieses Dateisystem ist ist nur für Linux-Kernel der Version 2.6 und neuer verfügbar. Außerdem steht es in
       den späteren Teilen  der  Entwicklungsreihe  2.5  zur  Verfügung,  die  zur  Version  2.6  führte.  Diese
       Handbuchseite bezieht sich nicht auf 2.4 und frühere Versionen.

       Neben  diesem  Dateisystem  gibt es eine Sammlung von Dateien im procfs-Dateisystem (das normalerweise in
       /proc eingehängt ist), die zum Steuern des NFS-Servers verwendet werden. Diese  Handbuchseite  beschreibt
       alle dieser Dateien.

       Die  Programme exportfs und mountd, die Teil des Pakets nfs-utils sind, erwarten, dass dieses Dateisystem
       in /proc/fs/nfsd oder /proc/fs/nfs eingehängt  ist.  Sollte  das  nicht  der  Fall  sein,  wird  auf  die
       Funktionalität  im  2.4er-Stil  ausgewichen.  Dies  beinhaltet  den Zugriff auf den NFS-Server über einen
       Systemaufruf. Es ist geplant, diesen Systemaufruf nach der Kernel-Reihe 2.6 zu entfernen.

DETAILS

       Die drei Dateien im nfsd-Dateisystem sind:

       exports
              Diese Datei enthält eine Liste der Dateisysteme, die aktuell exportiert sind und der  Clients,  an
              die  jedes  der  Dateisysteme  exportiert  ist,  sowie  eine  Liste  der  Exportoptionen für jedes
              Client/Dateisystem-Paar. Dies ähnelt der Datei /proc/fs/nfs/exports in 2.4. Ein  Unterschied  ist,
              dass  ein  Client  nicht  unbedingt  genau  einem Rechner entsprechen muss. Er kann auf eine große
              Auswahl an Rechnern reagieren, die identisch behandelt werden.

              Jede Zeile der Datei enthält einen Pfadnamen, einen Clientnamen und eine  Reihe  von  Optionen  in
              Klammern.  Jedes  Leerzeichen, jeder Tabulator, Zeilenvorschub oder Rückschrägstrich im Pfad- oder
              Clientnamen wird durch einen Rückschrägstrich ersetzt, dem der oktale ASCII-Code für das jeweilige
              Zeichen folgt.

       threads
              Diese Datei stellt die Anzahl der Threads dar, in denen nfsd aktuell läuft. Durch Lesen der  Datei
              wird  die  Anzahl der Threads dargestellt. Durch Schreiben einer ASCII-Dezimalzahl wird die Anzahl
              der Threads geändert (erhöht oder verringert, wie erforderlich), um diese Anzahl zu erreichen.

       filehandle
              Diese Datei ist etwas unüblich, im Hinblick darauf, dass was daraus gelesen wird,  davon  abhängt,
              was hineingeschrieben worden ist. Sie bietet eine Transaktionsschnittstelle, über die ein Programm
              die  Datei  öffnen,  eine  Anforderung  schreiben und eine Antwort lesen kann. Falls zwei separate
              Programme gleichzeitig öffnen, schreiben  und  lesen,  werden  deren  Anfragen  nicht  miteinander
              vermischt.

              Die  an  filehandle  gestellte  Anfrage  sollte ein Clientname, ein Pfadname und eine Anzahl Bytes
              sein. Darauf sollte ein Zeilenvorschub folgen, die Felder sollten durch Leerraum getrennt sein und
              spezielle Zeichen sollten oktal maskiert werden.

              Nachdem dies geschrieben wurde, ist das Programm in der Lage, einen Datei-Handle für  diesen  Pfad
              zu  lesen,  wie  er  an  den angegebenen Client exportiert wurde. Die Länge des Datei-Handles wird
              höchstens die Anzahl der angegebenen Bytes sein.

              Der Datei-Handle wird mit einem vorangestellten »\x« hexadezimal dargestellt.

       Das Verzeichnis /proc/net/rpc im procfs-Dateisystem enthält eine Reihe von  Dateien  und  Verzeichnissen.
       Die   Dateien  enthalten  Statistiken,  die  mit  dem  Programm  nfsstat  angezeigt  werden  können.  Die
       Verzeichnisse enthalten Informationen über verschiedene Zwischenspeicher, die der  NFS-Server  verwaltet,
       um  die  Zugriffsrechte  verfolgen  zu  können,  die verschiedene Clients auf verschiedenen Dateisystemen
       haben. Die Zwischenspeicher sind:

       auth.domain
              Dieser Zwischenspeicher weist den Namen eines Clients (oder Domain) einer  internen  Datenstruktur
              zu. Der einzig mögliche Zugriff ist das Leeren des Zwischenspeichers.

       auth.unix.ip
              Dieser    Zwischenspeicher    enthält    die    Zuweisung    der    IP-Adresse   zum   Namen   der
              Authentifizierungsdomain, der die IP-Adresse als Teil zugeordnet werden soll.

       nfsd.export
              Dieser Zwischenspeicher enthält die Zuweisung von Verzeichnis und Domain zu Exportoptionen.

       nfsd.fh
              Dieser Zwischenspeicher enthält eine Zuweisung einer Domain und  eines  Dateisystembezeichners  zu
              einem Verzeichnis. Der Dateisystembezeichner wird in den Datei-Handles gespeichert und besteht aus
              einer  Zahl,  die  den  Typ des Bezeichners angibt sowie einer Hexadezimalzahl, die den Inhalt des
              Bezeichners angibt.

       Jedes Zwischenspeicherverzeichnis kann eine bis drei Dateien enthalten. Dies sind:

       flush  Wenn eine Anzahl der Sekunden seit dem Beginn der Unix-Zeitrechnung (Epoche, 1.  Januar  1970)  in
              diese  Datei  geschrieben  wird,  werden alle Einträge im Zwischenspeicher, die zuletzt vor dieser
              Datei aktualisiert wurden, ungültig  und  werden  entfernt.  Durch  Schreiben  von  1  wird  alles
              entfernt. Dies ist die einzige Datei, die immer vorhanden sein wird.

       content
              Diese   Datei   enthält,   falls   vorhanden,   eine   textuelle  Darstellung  jedes  Eintrags  im
              Zwischenspeicher, einen pro Zeile. Falls ein Eintrag abgelaufen oder aus anderen Gründen  ungültig
              ist, sich aber noch im Zwischenspeicher befindet (beispielsweise weil er aktiv genutzt wird), wird
              er als Kommentar dargestellt (mit einem vorangestellten Rautezeichen).

       channel
              Diese  Datei agiert, falls vorhanden, als Kanal für die Übergabe von Anfragen vom Kernel-basierten
              NFS-Server zu einem Programm auf Anwendungsebene zur weiteren Verarbeitung.

              Wenn der Kernel Informationen benötigt, die im Zwischenspeicher nicht  vorhanden  sind,  erscheint
              eine Zeile in der channel-Datei, die den Schlüssel für die Information darstellt. Ein Programm auf
              Anwendungsebene sollte dies lesen, die Antwort finden und eine Zeile schreiben, die den Schlüssel,
              die Ablaufzeit und den Inhalt enthält. Zum Beispiel könnte der Kernel
                   nfsd 127.0.0.1
              in der Datei auth.unix.ip/content erscheinen lassen. Das Programm auf Anwendungsebene könnte dann
                   nfsd 127.0.0.1 1057206953 localhost
              schreiben,  um  anzuzeigen,  dass 127.0.0.1 an localhost zugewiesen werden soll, zumindest für den
              jetzigen Zeitpunkt.

              Falls das Programm select(2) oder poll(2) verwendet, um herauszufinden,  ob  es  aus  dem  channel
              lesen  kann, dann wird es niemals ein Dateiende sehen, aber wenn alle Anfragen beantwortet wurden,
              wird es blockieren, bis eine neue Anfrage erscheint.

       Im /proc-Dateisystem gibt es vier Dateien, die zum Aktivieren zusätzlicher Verfolgung von Nfsd und darauf
       bezogenem Code verwendet werden können. Diese sind:
            /proc/sys/sunrpc/nfs_debug
            /proc/sys/sunrpc/nfsd_debug
            /proc/sys/sunrpc/nlm_debug
            /proc/sys/sunrpc/rpc_debug
       Sie steuern die Verfolgung des NFS-Clients, des NFS-Servers, der Verwaltung der  Netzwerksperren  (lockd)
       beziehungsweise  der  zugrunde liegenden RPC-Ebene. Aus dieser Datei können Dezimalzahlen gelesen oder in
       diese  geschrieben  werden.  Jede  Zahl  stellt  ein  Bitmuster  dar,  wobei  gesetzte   Bits   bestimmte
       Verfolgungsklassen  aktivieren.  In  den Header-Dateien des Kernels finden Sie Informationen dazu, welche
       Zahl welcher Verfolgungsklasse entspricht.

SIEHE AUCH

       nfsd(8), rpc.nfsd(8), exports(5), nfsstat(8), mountd(8) exportfs(8).

AUTOR

       NeilBrown

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Mario Blättermann  <mario.blaettermann@gmail.com>
       erstellt.

       Diese  Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
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                                                  3. Juli 2003                                           nfsd(7)