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BEZEICHNUNG

       /proc/pid/oom_score_adj - OOM-Killer-Bewertungsanpasssung

BESCHREIBUNG

       /proc/PID/oom_score_adj (seit Linux 2.6.36)
              Diese  Datei kann zur Anpassung der Schlechtigkeitsheuristik verwandt werden, die eingesetzt wird,
              um in Speicherknappheitssituationen den zu beendenden Prozess auszuwählen.

              Die Schlechtigkeits-Heuristik weist jedem möglichen Prozess einen Wert von 0 (niemals  töten)  bis
              1000  (immer  töten)  zu,  um  zu bestimmen, welcher Prozess infrage kommt. Der Wert beschreibt im
              Wesentlichen den kontinuierlichen Anteil  des  erlaubten  Speichers,  aus  dem  sich  der  Prozess
              Speicher   zuweisen   darf.  Als  Grundlage  dient  dazu  der  aktuelle  verwendete  Speicher  und
              Auslagerungsspeicher. Wenn ein Prozess beispielsweise sämtlichen  erlaubten  Speicher  nutzt,  ist
              dessen Schlechtigkeitsbewertung bei 1000. Nutzt er die Hälfte des erlaubten Speichers, beträgt die
              Bewertung 500.

              Es gibt einen weiteren Faktor in der Schlechtigkeitsbewertung: Root-Prozessen wird 3% zusätzlicher
              Speicher gegenüber anderen Prozessen gegeben.

              Die  Menge  des  »erlaubten«  Speichers hängt von dem Kontext ab, in dem der OOM-Killer aufgerufen
              wurde. Falls der Kontext ist, dass der oder  die  Prozessoren  ausgelastet  sind,  entspricht  der
              erlaubte Speicher dem Speicher, der diesem Cpuset zugewiesen ist (siehe cpuset(7)). Falls der oder
              die Mempolicy-Knoten erschöpft ist/sind, repräsentiert der erlaubte Speicher die Mempolicy-Knoten.
              Falls  eine  Arbeitsspeicher-  (oder  Auslagerungsspeicher-) Grenze erreicht wurde, entspricht der
              erlaubte Speicher dieser Grenze. Sollte das gesamte System keinen Speicher mehr übrig haben, steht
              der erlaubte Speicher für alle verfügbaren Ressoucen.

              Die Wert aus  oom_score_adj  wird  zur  Schlechtigkeitsbewertung  hinzugefügt,  bevor  dieser  zur
              Ermittlung  des  zu  tötenden  Prozesses  verwendet  wird.  Zulässige  Werte liegen zwischen -1000
              (OOM_SCORE_ADJ_MIN) und +1000 (OOM_SCORE_ADJ_MAX),  einschließlich  dieser.  Dies  ermöglicht  auf
              Anwendungsebene  die Einstellungen für das OOM-Killern zu steuern; dies reicht von der permanentes
              Bevorzugen eines bestimmten Prozesses oder deren vollständige Deaktivierung  des  OOM-Killers  für
              ihn.   Der   niedrigste  mögliche  Wert  von  -1000  ist  gleichbedeutend  mit  der  vollständigen
              Deaktivierung des OOM-Killers für diesen Prozess, da dieser  stets  eine  Schlechtigkeitsbewertung
              von 0 meldet.

              Infolgedessen  ist  es  für die Anwendungsebene sehr einfach, die Speichermenge zu definieren, die
              für jeden Prozess in Betracht gezogen wird. Die Festlegung eines Wertes von +500 für oom_score_adj
              ist beispielsweise etwa gleichbedeutend damit, dass die übrigen Prozesse, die das gleiche  System,
              Cpuset,  Mempolicy oder Speicher-Controller-Ressourcen mit verwenden, mindestens 50% mehr Speicher
              verwenden. Andererseits wäre ein Wert von -500 etwa gleichbedeutend damit, den erlaubten  Speicher
              eines Prozesses bei der Bewertung des erlaubten Speichers des Prozesses um 50% zu reduzieren.

              Zur   Rückwärtskompatibilität   mit   früheren  Kerneln  kann  /proc/PID/oom_adj  immer  noch  zur
              Feineinstellung der Schlechtigkeitsbewertung verwendet werden. Dieser  Wert  skaliert  linear  mit
              oom_score_adj.

              Schreiben in /proc/PID/oom_score_adj oder /proc/PID/oom_adj führt zur Änderung des anderen mit dem
              skalierten Wert.

              Das  Programm  choom(1)  stellt  eine  Befehlszeilenschnittstelle  für  die  Anpassung  des Wertes
              oom_score_adj eines laufenden Prozesses oder frisch ausgeführten Befehls bereit.

GESCHICHTE

       /proc/PID/oom_adj (seit Linux 2.6.11)
              Diese Datei kann verwendet werden,  um  die  Bewertung  anzupassen,  anhand  dessen  Prozesse  bei
              Speicherknappheit  (out-of-memory,  OOM)  abgebrochen werden. Der Kernel verwendet diesen Wert für
              eine Bit-Verschiebeoperation des oom_score-Werts des Prozesses: Gültig sind Werte im  Bereich  von
              -16 bis +15, sowie der besondere Wert -17, der einen Abbruch des Prozesses wegen Speicherknappheit
              deaktiviert.  Ein  positiver  Wert  erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Prozess vom OOM-Killer
              getötet wird, ein negativer Wert senkt die Wahrscheinlichkeit.

              Der Standardwert für diese Datei ist 0. Ein neuer Prozess erbt die Einstellung oom_adj von  seinem
              Elternprozess.   Ein  Prozess  muss  privilegiert  sein  (CAP_SYS_RESOURCE),  um  diese  Datei  zu
              aktualisieren. Allerdings kann ein Prozess seine eigene Einstellung oom_adj selbst  erhöhen  (seit
              Linux 2.6.20).

              seit  Linux  2.6.36 wird die Verwendung dieser Datei gegenüber /proc/PID/oom_score_adj missbilligt
              und sie schließlich in Linux 3.7 entfernt.

SIEHE AUCH

       proc(5), proc_pid_oom_score(5)

ÜBERSETZUNG

       Die   deutsche    Übersetzung    dieser    Handbuchseite    wurde    von    Martin    Eberhard    Schauer
       <Martin.E.Schauer@gmx.de>,  Dr.  Tobias  Quathamer  <toddy@debian.org>, Chris Leick <c.leick@vollbio.de>,
       Erik Pfannenstein <debianignatz@gmx.de> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder  neuer
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