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BEZEICHNUNG

       systemd-bootchart - Werkzeug zur graphischen Darstellung der Systemstartleistung

BESCHREIBUNG

       systemd-bootchart ist ein Werkzeug, das normalerweise beim Systemstart läuft und die CPU-Last,
       Plattenlast, den Speicherverbrauch sowie prozessbezogene Informationen des laufenden Systems sammelt. Die
       gesammelten Ergebnisse werden als SVG-Graphik ausgegeben. Normalerweise wird systemd-bootchart vom Kernel
       durch Übergabe von init=/usr/lib/systemd/systemd-bootchart auf der Kernelbefehlszeile aufgerufen und fügt
       initcall_debug hinzu, um Daten von den Kernel-Initialisierungs-Threads zu sammeln. systemd-bootchart wird
       dann das echte Init starten, um mit dem normalen Systemstart fortzufahren und gleichzeitig im Hintergrund
       Startinformationen zu überwachen und zu protokollieren.

       Nachdem eine bestimmte Menge an Daten gesammelt wurde (normalerweise 15-30 Sekunden, standardmäßig 20 s),
       stoppt die Protokollierung und es wird eine Graphik aus den protokollierten Informationen erstellt. Diese
       Graphik enthält entscheidende Hinweise dazu, welche Ressourcen in welcher Reihenfolge verwandt werden und
       wo mögliche Probleme in der Hochfahrsequenz des Systems existieren. Im wesentlichen ist es eine
       detailliertere Version der Funktion systemd-analyze(1) plot.

       Natürlich kann Bootchart auch zu jedem anderen Zeitpunkt verwandt werden, um bestimmte Daten für eine
       bestimmte Zeit zu sammeln und darzustellen. In diesem Fall wird empfohlen, den Schalter --rel zu
       verwenden.

       Bootchart benötigt keine Root-Privilegien und kann problemlos als normaler Benutzer ausgeführt werden.

       Die Graphiken von Bootchart werden normalerweise mit Zeitstempeln in /run/log geschrieben und im Journal
       mit MESSAGE_ID=9f26aa562cf440c2b16c773d0479b518 gespeichert. Das Journal-Feld BOOTCHART= enthält das
       Bootchart im SVG-Format.

AUFRUF

       systemd-bootchart kann auf verschiedene Arten aufgerufen werden:

       Kernelaufruf
           Der Kernel kann systemd-bootchart anstelle des Init-Prozesses aufrufen. systemd-bootchart wird
           wiederum /usr/lib/systemd/systemd aufrufen. Es werden Daten über Kernel-Init-Threads und auch
           Prozesse, einschließlich der von systemd(1) gestarteten Dienste, gesammelt.

       Systemd Unit
           Es wird eine Unit-Datei systemd-bootchart.service bereitgestellt. Falls Sie beim Systemstart
           aktiviert ist, wird sie Daten über Prozesse, einschließlich der von systemd(1) gestarteten Dienste,
           sammeln.

       Gestartet als freistehendes Programm
           Sie können systemd-bootchart als normale Anwendung von der Befehlszeile starten. Für diesen Modus
           wird nachdrücklich die Verwendung des Schalters -r empfohlen, damit nicht die Zeit seit dem
           Systemstart und bevor systemd-bootchart gestartet wurde dargestellt wird, da dies zu sehr großen
           Graphiken führen könnte. Die Zeit, die seit dem Systemstart abgelaufen ist, kann auch Zeiten
           enthalten, in denen das System suspendiert war.

OPTIONEN

       Diese Optionen können auch in der Datei /etc/systemd/bootchart.conf gesetzt werden. Siehe
       bootchart.conf(5).

       -h, --help
           Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das Programm.

       -n, --sample N
           Gibt die Anzahl N an aufzuzeichnenden Proben an. Proben werden in mit --freq definierten Intervallen
           aufgezeichnet.

       -f, --freq f
           Gibt die Probenprotokollierfrequenz als positive Gleitkommazahl f in Hz an. Die meisten System können
           mit Werten bis 25-50 umgehen, ohne zu viel Extraaufwand zu erzeugen.

       -r, --rel
           Verwendet relative anstatt absolute Zeiten. Dies ist nützlich, um Bootchart nach dem Systemstart zu
           verwenden, um auf einem bereits gestarteten System zu profilieren. Ohne diese Option könnte die
           Graphik extrem groß werden. Falls gesetzt, beginnt die horizontale Achse bei der ersten
           aufgezeichneten Probe, anstatt bei 0.0.

       -F, --no-filter
           Deaktiviert das Filtern von Tasks, die nicht wesentlich zum Systemstart beitrugen. Sehr kurzlebige
           Prozesse (die nur in einer Probe auftauchen) oder die keine wesentliche CPU-Zeit verbrauchen (weniger
           als 0,001 s) werden in der Ausgabegraphik nicht angezeigt.

       -C, --cmdline
           Zeigt anstelle des reinen Proezessnamens die vollständige Befehlszeile mit Argumenten von Prozessen.

       -g, --control-group
           Zeigt die Control-Gruppe des Prozesses.

       -o, --output Pfad
           Legt das Ausgabeverzeichnis für die Graphiken fest. Standardmäßig schreibt Bootchart die Graphiken
           nach /run/log.

       -i, --init Pfad
           Verwendet dieses Init-Programm. Standardmäßig /usr/lib/systemd/systemd.

       -p, --pss
           Aktiviert Protokollierung und graphische Darstellung des PSS-Speicherverbrauchs (Proportional Set
           Size). Siehe filesystems/proc.txt in der Kerneldokumentation für eine Erklärung dieses Feldes.

       -e, --entropy
           Aktiviert Protokollierung und graphische Darstellung der Größe des Kernel-Zufalls-Entropie-Pools.

       -x, --scale-x N
           Horizontaler Skalierungsfaktor für alle variablen Graphikkomponenten.

       -y, --scale-y N
           Vertikaler Skalierungsfaktor für alle variablen Graphikkomponenten.

AUSGABE

       systemd-bootchart erstellt SVG-Graphiken. Um diese auf einer graphischen Anzeige darzustellen, kann jedes
       SVG-fähiges Betrachtungsprogramm verwandt werden. Es sollte angemerkt werden, dass die
       SVG-Darstellungsroutinen in den meisten Browsern (einschließlich Chrome und Firefox) um ein Vielfaches
       schneller als dedizierte graphische Anwendungen wie gimp(1) und inkscape(1) sind. Öffnen Sie einfach mit
       Ihrem Browser file:///run/log/!

GESCHICHTE

       Diese Version von Bootchart wurde von Grund auf neu implementiert, aber sie wurde von anderen
       Bootchart-Versionen inspiriert:

       Ursprüngliches Bash
           Der ursprüngliche bash(1)-/Shell-Code, der Bootchart implementierte. Diese Version erstellte einen
           komprimierten Tarball für die Verarbeitung mit externen Anwendungen. Diese Version erstellte keine
           Graphiken, sie erstellte nur Daten.

       Ubuntu-C-Implementierung
           Diese Version ersetzte die Shell-Version mit einem schnellen und effizienten Datenprotokollierer,
           aber erstellte auch keine Graphiken der Daten.

       Java Bootchart
           Dies war die ursprüngliche Graphik-Anwendung zum Darstellen der Daten, geschrieben in Java.

       pybootchartgui.py
           Pybootchart erstellte eine Graphik aus den von entweder der Bash- oder der C-Version gesammelten
           Daten.

       Die Version von Bootchart, die Sie jetzt verwenden, kombiniert die Datensammlung mit der graphischen
       Darstellung in eine Anwendung, wodurch es effizienter und einfacher wird. Es gibt keine Probleme mehr bei
       der Zeitmessung beim Datensammeln und Darstellen, da die Darstellung erst erfolgen kann, wenn die Daten
       gesammelt wurden. Auch werden nur so wenig Daten wie möglich im Speicher gehalten.

SIEHE AUCH

       bootchart.conf(5)

FEHLER

       systemd-bootchart erhält nur die Modellinformationen für die Festplatte, wenn das Wurzelgerät mit
       »root=/dev/sdxY« angegeben ist. Unter Verwendung von UUIDs oder PARTUUIDs wird der Systemstart problemlos
       verlaufen, aber das Festplattenmodell wird nicht zu der Graphik hinzugefügt.

       Für Fehler kontaktieren Sie den Autor und aktuellen Betreuer:
           Auke Kok <auke-jan.h.kok@intel.com>

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
       bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte eine E-Mail an die
       Mailingliste der Übersetzer: debian-l10n-german@lists.debian.org.

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